Ein Bericht der Religionslehrkräfte Nadja Holdmann (Christlicher Religionsunterricht), Hysen Arapi (Islamischer Religionsunterricht) und Efraim Yehoud-Desel (Jüdischer Religionsunterricht)
Am 10./11. Mai 2022 fand für die 3. und 4. Klassen erstmals der "Tag des Betens" statt – ein interreligiöses Projekt zum Beten aus jüdischer, muslimischer und christlicher Sicht.
Zum Einstieg begrüßten wir Lehrkräfte jeweils eine Klasse um ein Mandala aus Naturmaterialien herum, in der Mitte die brennende Schulkerze. Wir sangen das Lied "Hevenu Shalom aleichem" – "Wir bringen Frieden für alle" in verschiedenen Sprachen.
Anschließend berichteten die Kinder sich gegenseitig von ihren Erfahrungen zum Beten: Was ist Beten überhaupt? Betest du? Wann? Brauchst du etwas dafür? Erste Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Religionen kamen zur Sprache, auch Äußerungen wie "Ich bete gar nicht" wurden von allen angenommen.
Die "Geschichte vom fröhlichen Clown, der das Beten lernen wollte" regte die Kinder an, zu überlegen, dass es beim Beten nicht nur um das Einhalten von äußeren Gebetsformen geht, sondern dass wir "unser Herz öffnen" müssen und wir ein Leben lang auf dem Weg sind, beim Beten "mit Leib und Seele" dabei zu sein.
Im "Expertenraum" bestaunten die Kinder an drei Tischen des Judentums, des Islam und des Christentums verschiedene Gebetshilfen: Riemen, Teppiche, Ketten, Würfel, Kopfbedeckungen, Wasserschalen, Engelsfiguren, Weihrauchgefäße…
Sie durften ihnen bis dahin unbekannte Gegenstände anfassen, betrachten und den Religionslehrkräften Fragen stellen. Besonders stolz waren die Kinder, wenn sie selbst an "ihrem Tisch" als Expertinnen und Experten anderen etwas über ihre Religion erklären konnten.
Im "Raum der Stille" warteten ruhige Musik, Kissen, Sitzsäcke, bunte Tücher, Lichterketten, Kerzen und Blumen auf die Klassen. Die Kinder suchten sich einen Lieblingsplatz, um ihren Gedanken nachzugehen oder beschäftigten sich mit einer der angebotenen Stationen zum Lesen, Schreiben, Malen, Fühlen oder Betrachten, um über sich, das Leben und vielleicht auch Gott nachzudenken.
Abschließend bemerkte ein Kind: "Hier hatte ich mal wirklich Zeit zum Beten. Im Alltag gibt es ja sonst immer was zu tun". Viele hoben nochmals ihr Staunen über einzelne Gebetshilfen hervor. Trotz der Feststellung einiger Verschiedenheiten hielt ein Kind über die Religionen fest, "dass wir so unterschiedlich gar nicht sind".
Das Streben nach Frieden und Versöhnung in allen drei Religionen machten wir in einem gemeinsamen Gebet deutlich und beendeten den "Tag des Betens" mit dem Lied: "Wo Menschen sich vergessen…, da berühren sich Himmel und Erde…".
Wir verabschiedeten uns mit dem Gefühl, dass die Kinder interessiert aneinander, beeindruckt und bereichert den "Tag des Betens" verließen. Uns selbst erfüllte große Dankbarkeit für den intensiven Austausch untereinander und die Eindrücke und Momente mit den Kindern, in denen sich "Himmel und Erde" über die Grenzen der Religionen hinweg berührt haben!